In einem stillgelegten Steinbruch direkt am Vierwaldstättersee soll auf dem Gemeindegebiet Ingenbohl ein Kur- und Seminarhotel projektiert werden. Diese brisante Aufgabe ist im Spannungsfeld unterschiedlicher gesellschaftspolitischer Themenkreise angesiedelt. Touristischer Standortwettbewerb und im besonderen Masse der sorgfältige Umgang mit sensiblen Naturräumen, sind heute wichtige und im besten Fall nachhaltig diskutierte Themenbereiche. Das Kur- und Seminarhotel dient der Weiterbildung, der Erholung, dem Rückzug oder der Neuorientierung der Besucher/innen. Darüber hinaus, soll es zu einem vitalen, öffentlichen Treffpunkt am Vierwaldstättersee werden.
Der Steinbruch am Vierwaldstättersee, in der Nähe von Brunnen, hat eine rohe Kraft. Diese Rohheit des Ortes ist Bestandteil des Projektes. Eine weitere Referenz bilden die Gebäude der stillgelegten Zementfabrik in der Nähe des Bahnhofs in Brunnen. Der Ausdruck dieser Bauwerke ist geprägt durch die Direktheit des Materials und der Tragstruktur.
Der Grundgedanke des Entwurfs ist ein Gebäude zu schaffen das “reine Struktur” ist. Die Gebäudestruktur soll keine andere Sprache sprechen als die des gewählten Materials. Der Gebäudekörper ist auf möglichst wenige Elemente reduziert, um somit eine Rohheit und Einfachheit zu erhalten, die dem Felsen des Steinbruchs entspricht. Das Hotel positioniert sich parallel zur Felswand an der südöstlichen Seite des Steinbruchs. Die Strasse führt die Gäste direkt unter das Hotel, wo sie vom Portier beim Brunnen in Empfang genommen werden. Der grosszügige Platz bietet die Möglichkeit das Ausmass des Felsens und des Gebäudes in ihrer vollen Dimension wahrzunehmen. Er dient den Gästen als Ankunftsebene und kann für Events genutzt werden. Im aufgeschütteten Terrain befinden sich die Parkierung und die Anlieferung. Über der Ankunftsebene liegen die Personalnutzungen, das Technik- und Lagergeschoss. Darüber sind das Restaurant und die Lobby angelegt. Das Regelgeschoss des Hotels hat aussenliegend jeweils Suiten oder eine durchgehende Wohnung mit See- und Felssicht. In der Mitte gibt es dreimal vier Zimmereinheiten mit je einer Lift- und Treppenerschliessung. Die vier mittleren Lifte sind für die Gäste und die äusseren zwei für das Personal. Die felsseitigen Zimmer sind zweigeschossig. Das Geschoss darüber, hat seeseitig Zimmer angeordnet und rückwertig gibt es Materialräume und einen Erschliessungskorridor für das Personal. Auf der 16. Ebene befinden sich die Wäscherei, ein Technikraum und die Umkleiden für den Spa und Poolbereich. Ein Geschoss höher sind die In- und Outdoor-Pools mit den jeweiligen Liege- und Ruhezonen. Das Seminargeschoss besitzt zwei Körper die mit einem Rundgang erschlossen werden. Das oberste Geschoss ist für verschiedene Restaurationsbetriebe wie Bar, Lounge, Club und Frühstücksbereich eingerichtet. Die Betonstruktur besteht aus massiven Stützen und Balken. Sie werden in der Querrichtung zu Doppelstützenpaaren angeordnet. Der Zwischenraum der sechs Paare wird als Erschliessungszone für Lifte und Treppenhäuser genutzt. Die Balken spannen vom Lift zu den Treppen und generieren einen frei bespielbaren Raum. Die rundumlaufende Betonplatte verbindet die Stützen/Balken und komplettiert die Tragstruktur. Die Elementbetondecken, können beliebig durchbrochen oder weggelassen werden. Dies ermöglicht eine grosse Variation der vertikalen Bezüge. Wie die Grundriss- und Schnittdispositionen zeigen, kann die Struktur mit unterschiedlichen Nutzungen bespielt werden. Dies ermöglicht dem Betreiber auf die immer wechselnden Anforderungen und die Ansprüche des Hotelbetriebs zu reagieren. Zudem sind alle Einbauten und Installationen konstruktiv nicht mit der Struktur verbunden und können individuell angepasst werden. Die Hauptmaterialien des Hotels sind Beton, Holz und Stein. Die Tragstruktur wird in Ortbeton gefertigt, die Decken bestehen aus vorgefertigten Elementen. Die Innenräume werden mit einer Leichtbaukonstruktion erstellt. Sie werden in der Lobby und den Zimmern mit Arven-Holz belegt. Der Bodenbelag in den öffentlichen Bereichen ist mit einem Kalkstein ausgeführt, der entweder poliert oder roh belassen ist.